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Rotlichtverstoß mit dem LKW – Folgen für Brummifahrer

Rote Ampel: Erfasst ein Blitzer einen LKW-Fahrer beim Rotlichtverstoß, kann das gravierende Folgen haben.
Rote Ampel: Erfasst ein Blitzer einen LKW-Fahrer beim Rotlichtverstoß, kann das gravierende Folgen haben.

Bußgeldkatalog: Mit LKW rote Ampel überfahren

VerstoßBuß­geldPunkteFahr­verbot
Einfacher Rotlicht­verstoß (Ampel zeigte höchstens eine Sekunde lang Rot an)90 €1
... mit Gefähr­dung200 €21 Monat
... mit Sachbe­­schädigung240 €21 Monat
Quali­fizierter Rotlicht­verstoß (Ampel zeigte länger als eine Sekunde Rot an)200 €21 Monat
... mit Gefähr­dung320 €21 Monat
... mit Sachbe­­schädigung360 €21 Monat

Bußgeldrechner für einen Rotlichtverstoß mit LKW und andere Kfz

Rein statistisch betrachtet, warten Deutsche etwa zwei Wochen ihres gesamten Lebens an roten Ampeln. Das berichtete der SWR im Dezember 2018, in dem Jahr, in dem die Ampel 150 Jahre alt wurde. Für LKW-Fahrer, die ohnehin schon unter enormem Zeitdruck stehen, ist das eine ganz Menge. Sehen sie eine Ampel auf Rot schalten, kann es schon mal passieren, dass der eine oder andere von ihnen noch einmal aufs Gas drückt, um eben nicht warten zu müssen. Doch welche juristischen Folgen hat solch ein Rotlichtverstoß mit dem LKW?

FAQ: Rotlichtverstoß mit dem LKW

Wie wird ein Rotlichtverstoß mit dem LKW geahndet?

Das hängt unter anderem davon ab, wie lange die Rotlichtphase dauerte, als der LKW-Fahrer die Ampel überfuhr. Die genauen Sanktionen können Sie dem obigen Bußgeldkatalog entnehmen. Oder Sie nutzen den Bußgeldrechner.

Wie unterscheidet sich ein einfacher von einem qualifizierten Rotlichtverstoß?

Der Unterschied liegt allein in der Dauer der jeweiligen Rotlichtphase. Stand die Ampel noch keine Sekunde auf Rot, handelt es sich um einen einfachen Verstoß. Zeigte die Ampel schon länger als eine Sekunde Rot, liegt ein qualifizierter Rotlichtverstoß mit dem LKW vor.

Lohnt sich ein Einspruch gegen den Bußgeldbescheid, wenn ich mit dem LKW eine rote Ampel überfahren habe?

Das lässt sich so pauschal nicht beantworten. Ein Einspruch kann sinnvoll sein, wenn ein Fahrverbot im Bußgeldbescheid vorgesehen ist und sie beruflich auf Ihren Führerschein angewiesen sind. Lassen Sie die Erfolgsaussichten ggf. von einem Anwalt für Verkehrsrecht prüfen.

Einfacher und qualifizierter Rotlichtverstoß mit dem LKW

Es bleibt nicht beim Bußgeld: Wer eine rote Ampel mit dem LKW überfährt, muss mit einem Fahrverbot rechnen.
Es bleibt nicht beim Bußgeld: Wer eine rote Ampel mit dem LKW überfährt, muss mit einem Fahrverbot rechnen.

Welche Konsequenzen es hat, wenn Sie eine rote Ampel mit dem LKW überfahren, hängt von der Art des jeweiligen Verstoßes ab. Der Bußgeldkatalog für LKW und PKW unterscheidet zwischen einem einfach und einem qualifizierten Rotlichtverstoß. Ob sie LKW fahren oder ein anderes Kraftfahrzeug, ist hingegen unerheblich.

Ein einfacher Rotlichtverstoß liegt vor, wenn ein Kraftfahrer die Ampel bei Rot überquert, wobei die Rotlichtphase noch nicht länger als eine Sekunde andauerte.

  • Für diese Ordnungswidrigkeit wird ein Bußgeld von mindestens 90 Euro fällig. Und der Fahrer erhält einen Punkt in Flensburg.
  • Sobald der Verkehrssünder durch seinen Rotlichtverstoß mit dem LKW jemanden gefährdet oder einen Unfall verursacht, steigt das Bußgeld in den dreistelligen Bereich und er kassiert zwei Punkte sowie ein einmonatiges Fahrverbot.

Bei einem qualifizierten Rotlichtverstoß dauerte die Rotlichtphase bereits länger als eine Sekunde.

  • In diesem Fall muss der LKW-Fahrer mindestens 200 Euro Bußgeld berappen. Sein Punktekonto in Flensburg steigt um zwei Punkte und er darf einen Monat lang keinen LKW (und ggf. auch keinen PKW) fahren.
  • Im Falle einer Gefährdung oder Sachbeschädigung steigt die Geldbuße auf 320 bzw. 360 Euro.

Insbesondere das mit einem Rotlichtverstoß mit dem LKW einhergehende Fahrverbot trifft Brummifahrer besonders hart, weil es ihre berufliche Existenz gefährden kann. Deshalb kann sich unter Umständen ein Einspruch gegen den Bußgeldbescheid lohnen. Hierfür sollte ein Rechtsanwalt zu Rate gezogen werden.

In diesem Zusammenhang erließ der Verfassungsgerichtshof des Saarlandes übrigens einen interessanten Beschluss, um den es im Folgenden gehen soll.

Was droht beim Rotlichtverstoß? – Erklärung im Video

Video: Das müssen Sie zum Rotlichtverstoß wissen!

Erfolgreiche Verfassungsbeschwerde gegen Verurteilung wegen eines Rotlichtverstoßes

Ein Gericht hat entschieden: Die Behörde muss Messdaten zum Rotlichtverstoß mit dem LKW an den Anwalt des Betroffenen herausgeben.
Ein Gericht hat entschieden: Die Behörde muss Messdaten zum Rotlichtverstoß mit dem LKW an den Anwalt des Betroffenen herausgeben.

In Saarbrücken wurde ein Mann zu einer Geldbuße von 90 Euro verurteilt, weil er bei einem Rotlichtverstoß mit dem LKW geblitzt wurde. Er legte Einspruch gegen den Bußgeldbescheid ein und beauftragte einen Sachverständigen.

Der Gutachter sollte überprüfen, ob die mit einer Überwachungsanlage durchgeführte Rotlichtmessung korrekt durchgeführt wurde. Dafür benötigte er die Messdaten der Anlage. Die vom LKW-Fahrer ebenfalls beauftragte Rechtsanwältin beantragte die Herausgabe der Daten, bekam diese aber nur verschlüsselt und unvollständig übermittelt.

In der Hauptverhandlung zum Rotlichtverstoß mit dem LKW beantragte die Anwältin eine Aussetzung des Verfahrens, bis ihr alle gewünschten Daten vorlägen. Das Amtsgericht lehnte dies ab und verurteilte den Mann zur besagten Geldbuße.

Der Verfassungsgerichtshof des Saarlandes rügte dies als Verstoß gegen die verfassungsrechtlichen Grundsätze eines fairen Verfahrens und des Anspruchs auf rechtliches Gehör (Beschluss vom 27.04.2018, Az. Lv 1/18). Das Amtsgericht hätte sicherstellen müssen, dass die Verwaltungsbehörde alle Daten herausgibt, und das Verfahren bis zur Herausgabe aussetzen müssen.

Denn ohne diese Informationen konnte die Anwältin keine effektive Verteidigung in Bezug auf mögliche Messfehler vortragen.

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