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Abstinenznachweis für die MPU

Der für die MPU erforderliche Abstinenznachweis bei Alkohol kann über Urin- oder Haarproben erbracht werden.
Der für die MPU erforderliche Abstinenznachweis bei Alkohol kann über Urin- oder Haarproben erbracht werden.

Kraftfahrer, denen wegen einer Fahrt unter Alkohol- oder Drogeneinfluss die Fahrerlaubnis entzogen wurde, müssen mitunter zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU), wenn sie ihren Führerschein zurückerlangen wollen. Mit dem positiven Gutachten soll der Betroffene die Zweifel der Fahrerlaubnisbehörde an seiner Fahreignung ausräumen. In bestimmten Fällen ist außerdem ein Abstinenznachweis in Bezug auf Drogen oder Alkohol erforderlich. Denn wer alkohol- oder drogenabhängig ist, gilt nach den Begutachtungs-Leitlinien zur Kraftfahreignung als ungeeignet.

FAQ: Abstinenznachweis

Ich muss zur MPU. Ist der Abstinenznachweis immer Pflicht?

Ob Sie einen Abstinenznachweis erbringen müssen, hängt davon ab, ob bei Ihnen eine Drogen- bzw. Alkoholabhängigkeit diagnostiziert wurde. In diesem Fall kommen Sie um einen Nachweis nicht herum. Wann ein solcher noch notwendig sein kann, lesen Sie hier.

Wann ist der Abstinenznachweis zu erbringen?

Der Nachweis muss vor Antritt der MPU vorliegen. Anderenfalls wird der Betroffene die MPU kaum bestehen, wenn diese aufgrund von Alkohol- oder Drogenkonsum angeordnet wurde.

Werden auch Drogenkonsumenten zur MPU auf Alkoholabstinenz geprüft?

Wenn eine Drogenabhängigkeit besteht, muss der Betroffene neben seiner Drogenabstinenz häufig auch eine Alkoholabstinenz nachweisen. Ein solcher Beleg kann auch gefordert werden, wenn jemand zwar noch nicht abhängig ist, aber harte Drogen zu sich nimmt.

Wann ein Abstinenznachweise erforderlich ist

Der TÜV erstellt einen Abstinenznachweis, der von der Fahrerlaubnisbehörde anerkannt wird.
Der TÜV erstellt einen Abstinenznachweis, der von der Fahrerlaubnisbehörde anerkannt wird.

Nicht jeder Verkehrssünder, dem die Fahrerlaubnis entzogen wurde, muss auch einen Abstinenznachweis erbringen. Es ist jedoch in der Regel Pflicht, …

  • wenn der Kraftfahrer von bzw. während der Fahrt harte Drogen konsumiert hat
  • ein Autofahrer mit mehr als 1,6 Promille hinter dem Steuer erwischt wurde
  • auch mit einem geringeren Promillewert, wenn der Fahrer einen Unfall verursacht hat oder bereits wiederholt unter Alkoholeinfluss gefahren ist und damit als Wiederholungstäter gilt

Ein Cannabis-Konsument, der nur hin und wieder kifft, muss unter Umständen keinen Nachweis erbringen oder nur für einen kurzen Zeitraum, wenn er in der Lage ist, zwischen Drogenkonsum und Fahren zu trennen.

Auch wenn kein Nachweis verlangt wird, kann der Betroffene freiwillig für seine MPU einen Abstinenznachweis erbringen. Damit kann er dem Verkehrspsychologen verdeutlichen, dass er aus seinem Fehler gelernt und sein Verhalten geändert hat.

Informieren Sie sich rechtzeitig, ob Sie einen Abstinenznachweis erbringen müssen. Lassen Sie sich hierzu am besten rechtzeitig von einem seriösen und erfahrenen Verkehrstherapeuten beraten. In einer solchen Beratung wird nicht nur die Frage geklärt, ob die MPU ohne Abstinenznachweis absolviert werden kann. Der Betroffene erhält auch Hilfestellungen und eine Art Fahrplan, wie er die medizinisch-psychologische Untersuchung besteht und seine Fahrerlaubnis zurückerlangt.

Abstinenznachweis: Für wie lange muss der Betroffene Enthaltsamkeit belegen?

Für welchen Zeitraum bzw. für wie lange muss der Abstinenznachweis bei Alkohol erbracht werden?
Für welchen Zeitraum bzw. für wie lange muss der Abstinenznachweis bei Alkohol erbracht werden?

Ob und über welchen Zeitraum Kraftfahrer einen Abstinenznachweis erbringen müssen, hängt von der Art und Intensität seines Konsums ab:

  • Was hat der Betroffene konsumiert: Alkohol, Drogen oder „nur“ Cannabis?
  • Wie stark war bzw. ist sein Konsum ausgeprägt? Raucht er z. B. nur gelegentlich einen Joint? Oder trinkt er schon seit langem so viel und so oft Alkohol, dass bereits eine Abhängigkeit besteht?

Als Faustformel gilt: Je intensiver und ausgeprägter der Konsum ist, desto länger muss die Phase der Abstinenz andauern.

Intensiver Konsum von Alkohol: Abstinenznachweis für bis zu ein Jahr erforderlich

Muss ein Kraftfahrer im Rahmen seiner MPU einen Alkoholabstinenznachweis erbringen, so ist zunächst zu unterscheiden, ob bei ihm eine Alkoholabhängigkeit diagnostiziert wurde oder „nur“ eine Alkoholgefährdung.

Im Falle einer Alkoholabhängigkeit oder eines schweren Alkoholmissbrauchs muss der Konsument gewöhnlich belegen, dass er mindestens seit einem Jahr trocken ist.

Stuft der Gutachter den Alkoholmissbrauch lediglich als Alkoholgefährdung ein, so genügt meistens der Nachweis unauffälliger Leberwerte. Sind diese weiterhin erhöht, obwohl der Betroffene seinen Alkoholkonsum reduziert hat, muss er belegen können, dass die erhöhten Werte andere medizinische Ursachen haben.

Dauer der Enthaltsamkeit für einen Abstinenznachweis bei Drogen

Verzichten Sie vor dem Abstinenznachweis sicherheitshalber auf alkoholfreies Bier.
Verzichten Sie vor dem Abstinenznachweis sicherheitshalber auf alkoholfreies Bier.

Drogenabhängige müssen gewöhnlich eine einjährige Drogenabstinenz nachweisen können. Unter Umständen wird außerdem ein Alkoholabstinenznachweis verlangt. Eine einjährige Enthaltsamkeit wird auch dann gefordert, wenn jemand harte Drogen wie Heroin, Kokain oder Amphetamine konsumiert hat.

Auch Cannabiskonsumenten müssen mitunter belegen, dass sie ein Jahr lang nicht gekifft haben. Ein solcher Nachweis wird von ihnen dann verlangt, wenn ihr Konsum bereits auf fortgeschrittene Drogenprobleme hindeutet.

Wer gelegentlich Haschisch zu sich nimmt und noch keine Drogenabhängigkeit oder -problematik entwickelt hat, braucht in der Regel nur einen Abstinenznachweis für den Zeitraum von drei bis sechs Monaten zu erbringen – für alle Drogen, nicht nur für Cannabis.

So funktioniert der Abstinenznachweis für Alkohol und Drogen

Bevor jemand zur medizinisch-psychologischen Untersuchung antritt, muss er ein sogenanntes Abstinenzkontrollprogramm bei einem anerkannten und hierfür zugelassenen Institut (z. B. TÜV, Dekra) durchlaufen.

Hierfür werden mehrere kurzfristige und unvorhergesehene Kontrolltermine vereinbart, zu denen der Betroffene erscheinen muss, um unter ärztlicher Aufsicht Urin- oder Haarproben abzugeben. Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Proben weder manipuliert noch der Abbauzeitraum der eingenommenen Substanzen kalkuliert werden kann.

Alkoholabstinenz lässt sich nachweisen mithilfe von:

  • 6 Urinproben oder 4 Haarproben á 3 cm innerhalb eines Jahres oder
  • 4 Urinproben innerhalb eines halben Jahres.

Um eine einjährige Drogenabstinenz nachzuweisen, bedarf es 6 Urinproben oder 2 Haarproben á 6 cm.

Abstinenznachweis: Kosten der Analysen

Abstinenznachweis für Alkohol: Die Kosten muss der Betroffene aus eigener Tasche bezahlen.
Abstinenznachweis für Alkohol: Die Kosten muss der Betroffene aus eigener Tasche bezahlen.

Die Kosten für einen Abstinenznachweis liegen im drei- bis vierstelligen Bereich, wobei die Nachweise bei Alkoholkonsum in der Regel günstiger sind als bei einem Drogen-Screening. Fragen Sie am besten bei dem Institut nach, welches Sie mit dem Nachweis beauftragen wollen. Grob gesagt müssen Sie mit folgenden Kosten rechnen:

  • etwa 100 Euro pro Urintest auf Alkohol (bei Drogen deutlich höhere Beträge)
  • 200 – 300 Euro pro Haaranalyse auf Alkohol (auch hier sind Drogen-Screenings deutlich teurer)

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